NOTIZEN I Notes
DRAWING TIME – Ein kleines Universum von Kreisen, freihändig gezeichnet aus unzähligen feinen Linien
Es begann mit einer alten Blechschachtel aus dem Büro meiner Mutter. Sie war voll abgelegter Buntstifte, Bleistiftstummel, Kugelschreiber mit altmodischen Werbeaufdrucken, einigen Füllern und eingetrockneten Filzstiften. Ich hatte Zeit und nahm ein großes Blatt Papier, um die Stifte auf Funktion und Qualität zu prüfen. Dabei entstanden aus einem inneren Rhythmus ganz unterschiedliche Spiralen und verdichteten sich während des Prozesses zu Kreisscheiben, deren unmittelbare visuelle Sinnlichkeit durch den sonoren Klang der Stifte auf dem Papier verstärkt wurde. Bei manchen Kugelschreibern musste ich viele Runden drehen, bis die Mine wieder ansprang, oder eben auch nicht mehr.
Die Arbeiten erinnern an Himmelskörper. Andererseits sind es Variationen, wie Fingerabdrücke von Individuen, die ähnlich und doch einzigartig sind. Mikrokosmos und Makrokosmos. Ich mag den Zusammenhang zwischen dem Ursprung des einfachen Kritzelns, wie es auch Kinder in ihren frühen Zeichenversuchen („Urknäuel“) erleben – und dem großen Ganzen, unserem Universum („Das in eins Gewendete“). So entwickelt sich das Bild einer Wirklichkeit, deren Prinzip die Möglichkeit vielfältiger Variationen in Kreisläufen ist.
Das Wesen des Seins in Zeit und Raum beschäftigte mich schon im Studium. Die damals neue Medienwerkstatt an der Akademie der Bildenden Künste in München initiierte zusammen mit der Deutschen Bundesbahn und der Pasinger Kulturfabrik 1996 eine Ausstellung im öffentlichen Raum. Meine Installation einer an die Mutteruhr der Bundesbahn angeschlossenen Uhrenwand im Bahnhof Pasing, die die reale Zeit aller Orte an den Endstationen der S-Bahnstränge im Münchner Westen anzeigte, spielte damit.
DRAWING TIME – A little universe of circles, drawn freehand from countless fine lines
It started with an old tin box from my mother’s office. It was filled with discarded colored pencils, pencil stubs, pens with old-fashioned ads on them, a few fountain pens, and dried out markers. I had time and took a large piece of paper to test the lot. A series of spirals emerged to their own internal rhythm, converging into disks. The sonorous sound of pens on paper gently supported the visual effect. Sometimes I had to draw many circles to get the flow of ink started; sometimes the pens were simply empty.
The pieces suggest an analogy to celestial objects; like individual fingerprints, they are similar yet unique variations. Microcosm and macrocosm. I like the correlation between elemental doodling – as kids sensually experience in their first attempts to draw („primitive coils“) – and our universe (the „turned into one“). This is how the picture of a reality develops, the principle of which is the possibility of diverse variations in cycles.
The nature of being in time and space has interested me since my studies. In 1996, the then new media workshop at the Academy of Fine Arts in Munich together with the Deutsche Bundesbahn and the Pasing Kulturfabrik initiated an exhibition to be shown in public space. My installation at the Pasing train station with a wall of working clocks, showing the actual time at each terminal station on the S-Bahn lines westward, played with it.