KREISE (DRAWING TIME)
Serie von Kreiszeichnungen seit 2001; leere Kugelschreiber, Kugelschreiber, Bleistifte oder Buntstifte auf Papier; 21 x 21 cm bis 201 x 201 cm



















Dr. Ingeborg Wiegand-Uhl, München, Kunsthistorikerin und Kuratorin:
Helmut Kirchlechner ist Zeichner. Auf kleine und große weiße Büttenpapiere zieht er Kreise, beginnend von Innen nach Außen, mit Bleistift, Farbstift, Kugelschreiber. Je nach Druckstärke erscheinen die spiralig gezogenen Kreise dreidimensional eingegraben oder erhaben, rau, faserig, auch farbig, glänzend. In der Wiederholung findet Helmut Kirchlechner seine bildnerische Ästhetik (Wahr-Nehmung). Die Linien werden oft so fein, dass sie sich abheben und unstofflich werden, im Raum verschwinden, wie die sich entfernenden Klänge eines Saiteninstrumentes. Als Betrachter sehe ich auch Gestirne, Sternenstaub und unterliege dieser Verzauberung immer aufs Neue. In seinen Arbeiten sind Kreis und Quadrat (Format der Papiere) Maß und bildbauend, und, raumsuggerierend. Sich loslösend vom Grund, wenn sich die „Leere“ in den visuellen Vor-grund schiebt, das „Gebilde“ sich abhebt.
Johannes Kögler, Frankfurt, Kunsthistoriker und Kurator:
Das Faszinierende des künstlerischen Ansatzes von Helmut Kirchlechner ist in der Radikalität und Einfachheit des Konzeptes einerseits und der daraus entstehenden Konzentration und Intensität der visuellen Erscheinung andererseits begründet. Mögen die Beschränkung auf eine Form und eine fest umrissene Vorgehensweise zunächst als allzu große Einengung der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten erscheinen, so offenbart sich bei näherem Hinsehen und Einlassen ein unvermuteter Reichtum, der eine Vielfalt in Farbe, Technik und Materialqualität mit hoher energetischer Aufladung, meditativer Kraft und starker visueller Präsenz verbindet. Was die künstlerische Position von Helmut Kirchlechner auszeichnet, ist das Gegenteil von Beliebigkeit, nämlich Klarheit und äußerste Reduktion im Konzeptuellen, wodurch die sinnlichen Qualitäten der Arbeiten und ein nahezu unendliches Potential an Möglichkeiten nicht ausgeschlossen, sondern erst ermöglicht werden. Hinzu kommt die Tatsache, dass die Form des Kreises nicht irgendeine Form ist, sondern die einfachste und zugleich vollkommenste Form, der höchste (Symbol-) Kraft innewohnt.
Contemporary Drawing 2021
KONTRAPUNKT
Mehrere tausend Skizzen seit 1999; diverse Materialien und Formate. Eine Art intuitives Tagebuch in Bildern, größtenteils aus dem kunsttherapeutischen Alltag












































HELMUT KIRCHLECHNER
* 1965 in München
Schreinerlehre mit Auszeichnung, „Die gute Form“
Kunststudium an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Franz Weißhaar, Meisterschüler
Kunsttherapiestudium an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Gertraud Schottenloher
Kunsttherapeut am Psychiatrischen Krisenzentrum Atriumhaus, München
Lehrauftrag für kunsttherapeutische Supervision an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Prof. Senta Connert
ARBEITEN IN ÖFFENTLICHEN SAMMLUNGEN
Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Archiv Anonymer Zeichner, Berlin
The Sketchbook Project, Brooklyn Art Library, New York
Staatskanzlei Bayern, München
Kunst+Therapie, Fachzeitschrift, Hg. Marion Wendlandt, Cover 2020/21
AUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)
Drawing as Concept #4 (Trebisonda, Perugia, Italien, 2023), Der Stand der Dinge (Galerie Alte Brennerei, Kunstverein Ebersberg, 2022), Schaukasten (Best Records, am Kunstareal, München, 2019), KunstKunstTherapie (Galerie Wasserschloss, Taufkirchen, 2017), Linie 3 (Zauner/Günther/Duttenhofer/Kirchlechner, Galerie Klosterschule, Kulturverein Glonn, 2015), Anonyme Zeichner (Temporary Art Center Eindhoven, Niederlande, 2013), Atelier Aperti (Museo Claudio Faina, Orvieto, Italien, 2010), Circles (solo, Kunstraum Westend, Frankfurt am Main, 2010), Das sechste Element (Aspekte Galerie Gasteig, München, 2008), Dialog (Oberhollenzer/Kirchlechner, Galerie Kleines Theater, Haar, 2006), achroma (Van der Made/Jonas/Kirchlechner, Kunstverein Friedberg, 2005), achroma (Van der Made/Jonas/Kirchlechner, Forum Süddeutscher Verlag, München, 2004), Junge Münchner Kunst (Galerie Walter Storms, München, 2003), Eisgrün und Geranienrot (Schultes/Kirchlechner, Galerie des Bezirks Oberbayern, München, 2001), Winter (Kunstraum Balanstrasse, München, 1999), Domagkateliers (München, 1998), visavis (Pasinger Kulturfabrik und Bahnhof Pasing, 1996).